Augen auf beim Wohnungskauf: 3 Dinge, die Sie über Ihre zukünftige Eigentümergemeinschaft herausfinden sollten

Der Kauf einer Eigentumswohnung ist ein großer Schritt – nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch, weil man als Käufer Teil einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) wird. Bevor Sie sich für eine Wohnung entscheiden, sollten Sie daher nicht nur den Preis, die Nachbarschaft und die Immobilie selbst, sondern auch die Eigentümergemeinschaft auf Herz und Nieren prüfen.

Hier sind drei Tipps, wie Sie Ihre zukünftige WEG besser einschätzen können:

1. WEG-Protokolle einsehen: Einblicke in Entscheidungen, Sanierungspläne und Konflikte

Ein unverzichtbarer Schritt beim Kauf einer Eigentumswohnung ist die Prüfung der Protokolle der Eigentümerversammlungen. Diese finden mindestens einmal im Jahr statt und müssen protokolliert werden. Hier erfahren Sie, welche Themen in der Vergangenheit wichtig waren, welche Beschlüsse gefasst wurden und welche Konflikte es möglicherweise unter den Eigentümern gibt.

Frühere Entscheidungen und ihre Auswirkungen auf Sie als neuen Miteigentümer

In den Protokollen der WEG-Versammlungen werden Entscheidungen dokumentiert, die oft finanzielle Auswirkungen auf die Gemeinschaft haben. Dies können etwa Beschlüsse über anstehende Sanierungen sein, wie zum Beispiel die Modernisierung des Dachs oder der Austausch von Aufzügen. Solche Maßnahmen können erhebliche Kosten nach sich ziehen, die anteilig auf die einzelnen Eigentümer umgelegt werden. Wer diese Informationen im Voraus kennt, kann besser abschätzen, welche finanziellen Verpflichtungen in Zukunft auf sie oder ihn zukommen. Eine Eigentümergemeinschaft, die etwa bereits beschlossen hat, eine teure Sanierung durchzuführen, könnte kurz nach dem Kauf der Wohnung eine Sonderumlage beschließen, bei der alle Eigentümer – also auch Sie als neuer Eigentümer – zur Kasse gebeten werden.

Konflikte und Spannungen innerhalb der Gemeinschaft erkennen

Die Protokolle geben außerdem Hinweise darauf, ob es innerhalb der WEG Konflikte gibt. Streitereien über Lärmbelästigungen, die Nutzung der Gemeinschaftsbereiche oder Probleme mit der Hausverwaltung können das Zusammenleben beeinträchtigen. Achten Sie daher auf wiederkehrende Konfliktthemen oder hitzige Diskussionen in den Versammlungen, die Anzeichen für eine problematische Eigentümergemeinschaft sein könnten. Eine Eigentümergemeinschaft, die sich immer uneinig ist, kann wichtige Entscheidungen verzögern und das gesamte Verwaltungsgefüge destabilisieren.

2. WEG-Finanzen prüfen: Hausgeld und Wirtschaftsplan

Die finanzielle Stabilität der Eigentümergemeinschaft ist ein weiterer Schlüsselpunkt. Ein Blick in den Wirtschaftsplan und die Rücklagen der WEG geben Ihnen Aufschluss darüber, wie gut die Finanzen der Gemeinschaft geführt werden und ob ausreichend Mittel für zukünftige Instandhaltungsmaßnahmen vorhanden sind.

Wirtschaftsplan und Rücklagen

Der Wirtschaftsplan der WEG zeigt, wie die finanziellen Mittel der Gemeinschaft verwaltet werden und wie hoch die jährlichen Ausgaben sind. Dabei sollten Sie sich vergewissern, ob ausreichend Rücklagen gebildet wurden. Diese decken unerwartete Reparaturen oder Sanierungen ab. Das Risiko einer Sonderumlage, bei der zusätzliche Beiträge von den Eigentümern verlangt werden, ist also höher, wenn die Rücklagen gering sind.

Ein gut geführter Wirtschaftsplan, der eine vernünftige Rücklagenbildung aufweist, ist ein Zeichen dafür, dass die Hausverwaltung sorgfältig arbeitet und zukünftige Herausforderungen frühzeitig erkennt.

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Hausgeld und dessen Angemessenheit

Das Hausgeld ist ein weiterer finanzieller Aspekt, den Sie berücksichtigen sollten. Es deckt die laufenden Nebenkosten, wie z.B. die Kosten für Allgemeinstrom, Müllabfuhr, Versicherungen und die Verwaltung der WEG. Darüber hinaus wird ein Teil des Hausgelds in die Rücklagen eingezahlt. Wenn das Hausgeld zu niedrig angesetzt ist, besteht die Gefahr, dass bei notwendigen Reparaturen keine ausreichenden Mittel zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite kann ein zu hoch angesetztes Hausgeld auf ineffiziente Verwaltungsstrukturen hinweisen. In jedem Fall müssen Sie das Hausgeld in Ihre zukünftigen laufenden Kosten einplanen.

3. Eigentümerstruktur unter die Lupe nehmen: Eigentümerliste, Teilungserklärung und Stimmrechte

Die Zusammensetzung der Eigentümergemeinschaft und die Verteilung der Stimmrechte sind essenziell für die zukünftige Entscheidungsfindung und das Miteinander.

Namen und Anteile der Eigentümer

Einige Eigentümergemeinschaften bestehen aus vielen kleinen Eigentümern, die die Immobilie selbst bewohnen. In anderen WEGs besitzt eine einzelne Person den Großteil der Wohnungen. Wenn einzelne oder wenige Eigentümer einen Großteil der Wohnungen besitzen, können diese durch ihre Stimmmehrheit Entscheidungen dominieren. Das kann besonders problematisch sein, wenn es Interessenkonflikte zwischen Selbstnutzern und Kapitalanlegern gibt. Anleger, die nicht selbst im Gebäude wohnen, könnten eher an kurzfristigen Wertsteigerungen interessiert sein, während Selbstnutzer langfristige Investitionen in die Qualität des Gebäudes und das Zusammenleben priorisieren.

Stimmrechte und Eigentümerstrukturen

Die Verteilung der Stimmrechte in der WEG ist von zentraler Bedeutung. Es gibt unterschiedliche Regelungen, wie die Stimmen in der Gemeinschaft gewichtet werden können. Während die meisten Gemeinschaften gemäß § 25 Abs. 2 WEG grundsätzlich das Kopfprinzip anwenden, bei dem jeder Eigentümer eine Stimme hat, wird in anderen Eigentümergemeinschaften nach Miteigentumsanteilen abgestimmt.

Fazit: Machen Sie sich über die WEG schlau, in der Sie Ihre Wohnung kaufen wollen

Der Kauf einer Eigentumswohnung ist eine bedeutende Investition. Als zukünftiger Teil einer Eigentümergemeinschaft ist es unerlässlich, sich gründlich über Entscheidungsprozesse, die Finanzen und die Strukturen innerhalb der Gemeinschaft zu informieren. Die WEG-Protokolle geben wertvolle Einblicke in vergangene Beschlüsse und mögliche Konflikte, der Wirtschaftsplan und die Rücklagen zeigen die finanzielle Stabilität der Gemeinschaft, und die Eigentümerliste, die Teilungserklärung und das Stimmrecht geben Einsicht in zukünftige Entscheidungsfindungen. Nur wer sich über diese Aspekte im Klaren ist, kann eine fundierte Entscheidung treffen und mögliche Probleme in der neuen Wohnungseigentümergemeinschaft vermeiden

Autor: Ella von Matera

Bild-Quelle: pexels.com

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