Quelle: cash-online.de
Corona-Krise lässt die Inflation in Deutschland und im Euro-Raum zunächst sinken. Doch die Regierungen und Notenbanken schnüren beispiellose Hilfspakete. Inwieweit die Geldschwemme die Teuerung langfristig wieder steigen lässt.
Aktuelle EZB-Sitzung: Krisenprogramm wird um 600 Milliarden Euro aufgestockt
Schon zu Beginn ihrer Amtszeit Ende 2019 betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Draghi die negativen Langzeitfolgen der lockeren Geldpolitik und erhöhte den Druck auf die Politik. Auch in der Corona-Krise bleibt die Notenbank-Chefin dieser Linie treu. Sie stellt klar, dass die EZB sich zwar mit allen notwendigen Maßnahmen gegen die Krise stemmen wird. Gleichzeitig müssen aber auch die Nationalstaaten in der Krise zusammenstehen und selbst umfangreiche Maßnahmen ergreifen. Auf der aktuellen Sitzung stockten die europäischen Währungshüter das eigentlich auf 750 Milliarden Euro begrenzte Krisenprogramm PEPP um weitere 600 Milliarden Euro auf. Mit dem Kauf von Anleihen soll weiter billiges Geld in die Wirtschaft gepumpt werden, um die Konjunktur in der Euro-Zone zu stärken.
Konjunkturpakete und Staatsverschuldung: Lassen sie die Inflation steigen?
Ähnlich wie nach der Finanz- und Euro-Krise treten Politik und Notenbanken auch der aktuellen Krise mit einer massiven Geldschwemme entgegen. Damals stieg die Inflation trotz aller Maßnahmen nicht auf die gewünschte Zielmarke von knapp zwei Prozent. Rückschlüsse auf die aktuelle Situation lassen sich daraus allerdings nicht ziehen.
Vorerst dämpft die Corona-Krise allerdings die Konsumfreude und damit auch die Inflation: „In unsicheren Zeiten schieben die meisten Menschen größere Konsumausgaben auf und die Nachfrage nach vielen Konsumgütern sinkt. Auch Kurzarbeit und eine stagnierende Lohnentwicklung dämpfen die Preisentwicklung vorübergehend“, erklärt Michael Neumann. Dass dieser Dämpfer tatsächlich nur von kurzer Dauer sein könnte, zeigt eine aktuelle Prognose des Ifo-Instituts. Demnach wird sich die deutsche Wirtschaft schon im nächsten Jahr deutlich erholen. Für das laufende Jahr rechnet das Institut zwar mit einem Einbruch von 6,6 Prozent. Im kommenden Jahr könnte die Wirtschaft dann aber um 10,2 Prozent wachsen.
Doch selbst wenn die Wirtschaft nach der Krise wieder wächst und die Preise anziehen, dürfte das Zinsniveau weiterhin niedrig bleiben. „Hoch verschuldete Euro-Staaten wie Italien könnten bei steigenden Zinsen ihre Schulden nicht zurückzahlen. Um die Stabilität der gesamten Euro-Zone zu gewährleisten, wird die EZB deswegen alles dafür tun, einen Zinsanstieg vorerst zu verhindern“, meint Michael Neumann. Für Sparer sind das keine guten Nachrichten: Sollte zu den aktuellen Niedrigzinsen auch noch eine stärkere Inflation hinzukommen, wird das Geld auf den Sparbüchern umso schneller entwertet.
Bauzinsen stagnieren auf leicht höherem Niveau
Nachdem die Bauzinsen zuletzt leicht gestiegen sind, verharren sie nun seit Mitte Mai auf einem etwas höheren Niveau. Der Bestzins für eine zehnjährige Zinsbindung liegt aktuell bei 0,41 Prozent, bei Darlehen mit 15 Jahren Zinsbindung sind es 0,74 Prozent. Auch die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe bleibt in den vergangenen Wochen recht stabil zwischen -0,4 und -0,6 Prozent. Michael Neumann erwartet daher in der nächsten Zeit nur eine geringe Bewegung der Bauzinsen: „Auf mittlere Sicht ist ein leichter Anstieg möglich. Die EZB wird das Zinsniveau allerdings insgesamt niedrig halten, sodass wir auch langfristig mit einem extrem günstigen Zinsniveau rechnen können.“
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